Warum Arbeitsrecht


Dr. Till Hoffmann-Remy ist Partner am Standort Frankfurt am Main. Im Interview spricht er über die Besonderheiten des Arbeitsrecht, was dieses Rechtsgebiet für ihn einmalig macht und wie er die zukünftigen Herausforderungen für Arbeitsrechtler sieht.

Lieber Herr Dr. Hoffmann-Remy, was ist das Besondere am Arbeitsrecht im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten und was fasziniert Sie ganz persönlich daran?

Arbeitsrecht ist sehr konkret, lebensnah und persönlich – das liegt in der Natur der Sache. Verhandlungen mit einem Betriebsrat zum Beispiel – da geht es nicht um ein gesichtsloses Gremium, sondern dahinter stehen Arbeitnehmer mit ihren eigenen Interessen, Sichtweisen, häufig auch Ängsten. Die alle wollen mitgenommen werden, wenn man eine tragfähige Lö-sung entwickeln will. Insoweit geht es auch viel darum, Menschen kennen und einschätzen zu lernen. Und: Arbeitsrecht auf Unternehmensseite wird nie langweilig. Ich habe noch nie so viel Neues gelernt wie bei Mandantenterminen vor Ort, bei denen man das Geschäftsmo-dell, die Produkte und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten kennen lernt.

Was bedeutet das übertragen auf Ihre tägliche Arbeit? Wie springt da immer wieder der gewisse Funke über, der Sie immer wieder antreibt?

Hauptsächlich vertreten wir ja Unternehmen. Und da hängt eben oft sehr viel dran: es ist nicht nur eine abstrakte Tätigkeit am Schreibtisch. Ob ein Sanierungskonzept funktioniert oder nicht, ob eine strategische Neuausrichtung funktioniert, ob ich eine Rechtsfrage mit einem Millionen-Haftungsrisiko zu Gunsten des Mandanten klären kann oder nicht – das kann im Extremfall die Insolvenz oder jedenfalls heftige Einschnitte für die Belegschaft bedeuten.

Wo sehen für Sie derzeit und in der nahen Zukunft die größten Herausforderungen für das Arbeitsrecht und die Anwälte, die sich diesem Bereich verschrieben haben?

Das Rechtsgebiet leidet unter einem massiven Reformstau. Viele arbeitsrechtliche Vorschriften sind noch aus den 1980er Jahren oder älter und werden den Bedürfnissen der Praxis nicht mehr gerecht. Manches ist fast schon absurd anachronistisch und sicherlich nicht „4.0“. Wir entwickeln Lösungen für alles, was noch geht – aber manches wird die Quadratur des Kreises bleiben, bis der Gesetzgeber endlich dauerhaft reformiert. Arbeitsrechtler werden sich damit noch eine Weile herumschlagen müssen – und gleichzeitig mit der Digitalisierung des Rechts, die unaufhaltsam voranschreitet.

Sie selbst sind mittlerweile in die Partnerschaft aufgestiegen und kennen die einzelnen Stationen auf dem anwaltlichen Karriereweg aus eigener Erfahrung bestens. Was erwarten Sie von den jungen Anwälten, die heute bei KLIEMT ihre Karriere starten möchten?

Welches Rüstzeug – neben einer sehr guten fachlichen Ausbildung – benötigt ein Associate, der es im Arbeitsrecht so weit wie Sie bringen möchte? Wer „nur“ Jurist ist und nicht auch Business und Technik versteht, wird es zukünftig schwer haben. Wir arbeiten mit Unternehmern zusammen – und diese erwarten zu Recht, dass unsere Anwälte in der Lage sind, zu verstehen, wie ihr Geschäftsmodell funktioniert und wo sich rechtliche Herausforderungen auftun. Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, dass wir nicht nur „exzellente Juristen“ beschäftigen, sondern nette Menschen, die sich gut ins Team einfügen. Mit vielen Kollegen verbringt man mehr Zeit als mit Familie oder Ehepartnern – da ist es wichtig, gut zu harmonieren.

Und schließlich: ich rate jedem Einsteiger zu großer Neugier und der richtigen Mischung aus gesundem Selbstbewusstsein und einer gewissen Demut. Die umfassende Verantwortung als Anwalt und Dienstleister des Mandanten ist etwas, auf das das Jurastudium nur unzureichend vorbereitet. Die Lernkurve ist steil, aber es ist auch extrem belohnend, wenn man sie meistert.


Als Arbeitsrechtler hat man viel mit Menschen zu tun und kommt auch persönlichen Schicksalen nahe. Wie gehen Sie damit um?


So wie jeder andere Beruf auch: Man baut eine gesunde Distanz auf, um professionell agieren zu können – denn das erwarten die Mandanten – und verliert gleichzeitig nicht aus den Augen, dass es um Menschen, ihre Jobs und persönliche Schicksale geht. Es hilft aber niemandem, die Arbeit im Kopf so sehr mit nach Hause zu nehmen, dass einen das selbst beeinträchtigt. Und man trifft auch keine besseren Entscheidungen, wenn man sich davon zu stark beeinflussen lässt.

Als Sie selbst auf der Suche nach dem richtigen Berufsweg für sich waren: Was gab den Ausschlag für Sie, Ihre Karriere bei KLIEMT zu starten? Was zeichnet die Kanzlei aus Ihrer Sicht ganz besonders aus?

Ich persönlich hatte damals die Option zwischen Großkanzlei und Boutique. Mir war klar, dass ich das Modell Großkanzlei nicht dauerhaft wollte, aber nicht darauf verzichten wollte, mit großen und spannenden Mandanten in hochkomplexen Fragen zu arbeiten. Gleichzeitig sehe ich keinen Sinn darin, bis 23 Uhr im Büro zu sitzen, nur um Präsentismus zu betreiben, wie es in vielen Kanzleien leider noch praktiziert wird. Das hat mich damals von Kliemt überzeugt – die perfekte Mischung aus Work-Life-Balance, herausfordernder Arbeit und einem hervorragenden Team. Was ich damals noch nicht ahnte, aber sehr schätzen gelernt habe: kurze Entscheidungswege. Wer Ideen hat, kann sie einbringen – und zwar auch schon als Associate – und häufig wird daraus auch eine konkrete Umsetzung. So kann jeder ein bisschen an „seiner“ Kanzlei mit bauen.

Dr. Till Hoffmann-Remy
Dr. Till Hoffmann-Remy gehört seit 2011 dem Frankfurter Büro von KLIEMT.Arbeitsrecht an. Nach dem Einstieg als Associate ging es rasch bergauf und seit 2019 ist er Partner der Kanzlei. Neben seiner anwaltlichen Beratung mit Fokus auf Unternehmenstransaktionen und Umstrukturierungen engagiert sich Till Hoffmann-Remy stark in der Entwicklung und Umsetzung modernster Legal-Tech-Lösungen von KLIEMT.Arbeitsrecht.